Einfach mal durchschaufen – Die Bedeutung der Atmung für Körper und Geist
In einer Welt, die zunehmend von Stress und Hektik geprägt ist, vergessen wir oft eine der
einfachsten und gleichzeitig wirkungsvollsten Möglichkeiten zur Selbstregulation: das
bewusste Atmen. Aber wie kann uns Atmung helfen, Stress abzubauen, unser Nervensystem
zu balancieren und unsere Gesundheit zu fördern? Der Schlüssel liegt im Vagusnerv, der
tiefen Atmung und der Fähigkeit, unsere innere Ruhe selbst zu steuern. Welchen Einfluss hat
dabei die Atmung auf unser Stresslevel, auf den Parasympathikus und auf die
Herzfrequenzvariabilität und was ist diese Wim Hof Methode?
Der Vagusnerv und der Parasympathikus: Die „Bremsen“ unseres Nervensystems
Der Vagusnerv spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Nervensystems und ist eng
mit dem parasympathischen Nervensystem verbunden. Dieser Teil des autonomen
Nervensystems sorgt dafür, dass wir nach stressigen Erlebnissen wieder zur Ruhe kommen
können. Während der Sympathikus den Körper auf „Kampf oder Flucht“ vorbereitet, hat der
Parasympathikus eine beruhigende Wirkung. Eine bewusste, tiefe Atmung kann die Aktivität
des Vagusnervs aktivieren und den Parasympathikus stärken, was zu einer Entspannung des
gesamten Körpers führt.
Die Wim Hof Methode: Atmen für mehr Energie und Kontrolle
Die Wim Hof Methode, entwickelt von dem Niederländer Wim Hof, ist eine bekannte
Atemtechnik, die den Körper in einen Zustand der Selbstregulation versetzt. Sie kombiniert
spezielle Atemübungen, Kältetraining und Meditation, um das Nervensystem zu aktivieren
und die Selbstheilungskräfte zu stärken. Bei der Atemtechnik werden schnelle, tiefe
Atemzüge mit einer kontrollierten Ausatmung kombiniert. Diese Atemmuster regen den
Vagusnerv an und erhöhen den Sauerstoffgehalt im Blut, was zu einer besseren körperlichen
und mentalen Leistungsfähigkeit führt. Durch regelmäßiges Üben wird nicht nur die Atmung
verbessert, sondern auch die Fähigkeit, auf Stress zu reagieren.
Stressbewältigung und Selbstregulation
Im Alltag sind wir oft von äußeren Stressfaktoren beeinflusst, die unseren Körper in den
„Flucht- oder Kampfmodus“ versetzen. Diese stressige Reaktion auf Herausforderungen ist
zwar evolutionär sinnvoll, wenn wir mit echten Gefahren konfrontiert werden, kann jedoch
schädlich sein, wenn sie dauerhaft aktiviert bleibt. Chronischer Stress ist mit einer Vielzahl
von gesundheitlichen Problemen verbunden, von Schlafstörungen bis zu Herz-Kreislauf-
Erkrankungen.
Hier kommt die Atmung ins Spiel: Durch bewusstes Atmen können wir unser Nervensystem
beruhigen und die Stressreaktionen unseres Körpers ausgleichen. Tiefes Atmen und das
Praktizieren von Atemtechniken wie der Wim Hof Methode wirken als natürliche „Bremse“,
die uns hilft, aus dem Zustand der ständigen Alarmbereitschaft herauszukommen und in
einen Zustand der Entspannung überzugehen.
Herzfrequenzvariabilität: Ein Indikator für unsere Resilienz
Ein weiteres spannendes Konzept im Zusammenhang mit Atmung und Stressregulation ist
die Herzfrequenzvariabilität (HRV). Die HRV beschreibt die Schwankungen in der Zeit
zwischen den einzelnen Herzschlägen und gilt als ein wichtiger Indikator für die Resilienz
unseres Körpers gegenüber Stress. Eine hohe HRV zeigt an, dass das Nervensystem gut in der
Lage ist, sich an Stress anzupassen und wieder zur Ruhe zu kommen. Eine niedrige HRV hingegen kann auf chronischen Stress oder eine eingeschränkte Fähigkeit zur
Selbstregulation hinweisen.
Durch gezielte Atemübungen können wir die HRV positiv beeinflussen und somit unsere
Fähigkeit zur Stressbewältigung verbessern. Regelmäßiges Üben von tiefem, bewusstem
Atmen führt zu einer besseren HRV und stärkt damit die Resilienz des Körpers.
Bewusstsein für die Atmung: Ein Schlüssel zur inneren Balance
Das Bewusstsein für unsere Atmung ist ein kraftvolles Werkzeug zur Selbstregulation. Viele
von uns atmen flach und oberflächlich, vor allem in stressigen Situationen. Doch indem wir
uns bewusst auf unseren Atem konzentrieren und ihn kontrollieren, können wir das
Nervensystem in eine ruhige und stabile Phase bringen.
Ein praktisches Beispiel ist die „4-7-8“-Atemtechnik, die sich besonders gut zur Entspannung
eignet: Atme 4 Sekunden lang durch die Nase ein, halte den Atem für 7 Sekunden an und
atme dann langsam und vollständig 8 Sekunden lang aus. Diese einfache Technik beruhigt
das Nervensystem und kann helfen, schneller in einen Zustand der Ruhe zu gelangen.
Übungsbeispiel: Die 5-minütige Atempause
Um die Vorteile der bewussten Atmung zu erfahren, kannst du mit einer einfachen Übung
beginnen. Setze dich bequem hin, schließe die Augen und atme 5 Minuten lang tief und gleichmäßig ein und aus. Konzentriere dich dabei auf deinen Atem, fühle, wie sich dein
Bauch bei jedem Atemzug hebt und senkt.
- 1. Atme 4 Sekunden lang durch die Nase ein.
- 2. Halte den Atem für 4 Sekunden an.
- 3. Atme langsam durch den Mund aus und zähle bis 6.
- 4. Wiederhole den Zyklus für 5 Minuten.
Diese Übung stärkt nicht nur die Verbindung zwischen dir und deinem Körper, sondern hilft
auch, deinen Vagusnerv zu aktivieren und den Parasympathikus zu fördern. Du wirst
feststellen, wie sich dein Stresslevel reduziert und du mehr Klarheit und Ruhe in deinem
Geist spürst.
Mein Fazit zu bewusst atmen
Die Atmung ist ein einfaches, aber unglaublich kraftvolles Werkzeug zur Förderung von
Gesundheit und Wohlbefinden. Sie beeinflusst unser Nervensystem, unterstützt die
Stressbewältigung und stärkt unsere Selbstregulationsfähigkeiten. Indem wir lernen,
bewusst zu atmen und Techniken wie die Wim Hof Methode anzuwenden, können wir die
Kontrolle über unsere physische und mentale Gesundheit zurückgewinnen. Also, nimm dir
ruhig mal einen Moment Zeit und „schnaufe durch“ – für mehr Gelassenheit, Energie und
innere Balance.